Nachhaltigkeit im Druck 2030+: Fünf Forschungsfelder, die die Branche revolutionieren werden
Immer strengere EU-Vorgaben, steigende Energiepreise und deutlich bewusstere Kund:innen setzen die Druck- und Verpackungsindustrie unter Zugzwang. Doch die Forschung liefert bereits vielversprechende Ansätze, um Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig neue Geschäftsmodelle zu erschließen.
Im Folgenden zeigen wir, welche technologischen Durchbrüche schon heute absehbar sind – und wie sich Unternehmen frühzeitig darauf einstellen können.
Biobasierte Farben – von Kaffee- zu Algenpigmenten
Kaffeetasse statt Chemielabor
Ein finnisches Konsortium aus Paptic, Natural Indigo Finland und der Tampere University hat eine wasserbasierte Flexodruckfarbe entwickelt, deren Pigmente aus geröstetem Kaffee-Abfall stammen. Die erste Anwendung auf faserbasierten Paptic®-Tragetaschen zeigt: Abfälle lassen sich in funktionierende, kreislauffähige Druckfarben verwandeln.
Algen als Carbon-Negative-Option
Aktuelle Marktanalysen sehen in Algen-Tinten den nächsten Sprung: Die Farbstoffe binden bereits bei der Kultivierung CO₂ und sind biologisch abbaubar – eine Kombination, die klassische Erdölpigmente gleich doppelt schlägt. Erste Pilotanwendungen liefern vergleichbare Farbdichte bei deutlich geringerem VOC-Ausstoß.
Weitere Bio-Pfade
Ricohs jüngst lancierte pflanzenbasierte Inkjet-Serie für Verpackungsdruck zeigt, dass Großhersteller das Thema skalieren wollen. Gleichzeitig gewinnen mineralölfreie Offsetfarben (MOF) weiter an Boden.
Kreislauffähige Toner & Kartuschen
Toner gilt als Problembär der Kreislauf-Wirtschaft – doch neue Ansätze machen Hoffnung:
- Nano-Engineering reduziert den Pulververbrauch pro Seite und verbessert Schmelztemperaturen.
- Upcycling statt Entsorgung: Türkische Forscher nutzen Alttoner als Katalysator in Pyrolyseprozessen und steigern die Bio-Öl-Ausbeute um 100 %.
- Big-Picture-Benefit: Hersteller-Rücknahmeprogramme gewinnen durch strengere EPR-Gebühren (siehe PPWR) zusätzliche Wirtschaftlichkeit.
Ressourcensparende Druckprozesse
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Technologie |
Nachhaltigkeitsgewinn |
Business-Nutzen |
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Waterless Offset |
Spart Wasser und Chemikalien; schärfere Rasterpunkte |
Kürzere Rüstzeiten, weniger Makulatur |
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LED-UV-Curing |
Bis zu 70 % weniger Energie als Quecksilber-UV |
Höhere Durchsatzgeschwindigkeit, geringere Spitzenlasten |
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Electron-Beam-Curing (EB) |
Lösemittelfrei, 95 % weniger Energie vs. Thermaltrocknung |
Soforttrocknung auf hitzeempfindlichen Substraten |
Intelligente Workflows – KI als Öko-Tuning
Aktuelle Fallstudien zeigen, dass KI-gestützte Drucksteuerung Makulatur um bis zu 18 % reduziert und Defektraten um 25 % senkt. Predictive-Maintenance-Algorithmen verlängern Wartungsintervalle und sparen Verbrauchsmaterial. Gleichzeitig empfehlen Layout-Optimierer papier- und tonersparende Nester – ein direkter Hebel für Scope-3-Emissionen.
Faserbasierte Hochleistungs-Substrate
- Nanocellulose-Barriereschichten aus dem Fraunhofer-Projekt CoatNanoCell ersetzen petrobasierte Laminatfolien und lassen sich roll-to-roll auftragen.
- Algen-Coatings liefern zusätzliche Fett- und Sauerstoffbarrieren für Lebensmittelverpackungen.
- 3D-gedruckte Zellstoffformen aus Altpapier ermöglichen passgenaue, plastikfreie Polsterverpackungen – on-demand produziert und vollständig recyclingfähig.
Regulatorischer Turbo: EU Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR)
Seit 11. Februar 2025 ist die PPWR in Kraft; ab August 2026 gelten verpflichtende Recycling- und Design-for-Recycling-Kriterien. Wer jetzt in recyclingfähige Materialien und prozessoptimierte Drucktechnologien investiert, reduziert künftige EPR-Gebühren und stärkt seine Lieferkettenresilienz.
Nachhaltiges Drucken wird nicht durch eine einzelne Wundertechnologie gelöst, sondern durch das Zusammenspiel aus biobasierten Verbrauchsmaterialien, energieeffizienten Prozessen, intelligenten Workflows und kreislauffähigen Substraten. Wer heute experimentiert, kann 2030 nicht nur regulativen Druck vermeiden, sondern sich als Innovationstreiber im Markt positionieren – und damit Umweltvorteile in konkrete Wettbewerbsvorteile verwandeln.
Wir sind gespannt, was es letztlich in die Massenproduktion und in die Programme unserer langjährigen Hersteller schafft – bis 2030 wird sich in Sachen nachhaltiger Druck sicher noch viel tun.
Haben Sie noch Fragen zum Thema Nachhaltigkeit?
Dann wenden Sie sich für eine individuelle Beratung oder detaillierte Informationen zu unseren nachhaltigen Produkten und Konzepten gerne an unseren Vertrieb unter 0821-650 757 92 bzw. 08638-875 5010 oder b2b@cnw.de.
